Lackarten
Bevor wir mit der Praxis beginnen, müssen wir uns natürlich zuerst mit den dafür erforderlichen
Arbeitsmitteln auseinandersetzen. Und hier ist zuerst mal als wichtigstes der Lack zu nennen.
Die Einteilung der Lacke erfolgt in der Regel nach den Rohstoffgrundlagen. Folgende Lackarten sind
im Handel erhältlich:
- Öl-Lacke
- Naturharz-Lacke
- Acryl-Lacke
- PUR-Lacke
- Kunstharz-Lacke
- Epoxyd-Lacke
- NC-Lacke
- Chlorkautschuk-Lacke
- Eisenglimmer-Lacke
- Plakafarbe
- Trockenfarben
- Alkoholfarben
Sehen wir uns die einzelnen Lacke näher an:
Öllacke bzw. Ölfarben sind mit Ölen verkochte Naturharze, die mit Lösemitteln und mit Pigmenten,
versetzt sind. Aus gesundheitlichen Überlegungen sind diese Lacke sehr zu empfehlen, da sie selten
Giftstoffe aufweisen. Im Modellbahnbau werden diese Lacke meistens für das "Altern" von
Loks und Wagen verwendet.
Naturharzlacke sind qualitativ hochwertige Öllacke auf der Basis von pflanzlichen Harzen und
Leinöl, versetzt mit Lösemitteln, Pigmenten und meistens mit Sikkativen (beeinflussen den Trocknungsprozess).
Sie weisen kaum Giftstoffe auf. Da die schonende Aufbereitung der Rohstoffe sehr aufwendig ist,
wirkt sich dies auf einen höheren Preis aus. Naturharzlacke sind in der Regel doppelt so teuer wie
Kunstharzlacke.
Alkydharzlacke sind Kunstharzlacke auf der Basis von Leinöl. Sie werden im Modellbaubereich
als Lacke für Holz und Metall verwendet. Sie stellen den größten Anteil der zu verarbeitenden Lacke dar.
Die Glanzgrade gehen von matt, seidenmatt bis hochglänzend. Die Lackschicht ist gegen mechanische
Beanspruchung sehr widerstandsfähig. Dementsprechend sind sie auch gut geeignet für das Lackieren
von Lokomotiven und Wagen. Diese Lacke haften gut auf den üblichen Kunststoffen wie z.B. Polystyrol. Sie trocknen aber sehr schnell aus.
Für Alterungen von Modellen sind sie eher ungeeignet.
Nitrozelluloselacke bzw. Nitrolacke sind schnell trocknende, wasserfeste Lacke, die jedoch schwer zu verarbeiten sind, da sie beim Überstreichen durch das im Lack enthaltene Lösemittel die erste Schicht wieder anlösen
können. Sie bestehen aus Nitrozellulose, Lösungsmitteln, Harzen, Weichmachern und Verdünnungsmitteln.
Sie und die aus einer Kombination mit Kunstharzen entstandenen Nitrokombinationslacke. Sie können im Modellbau
zum Lackieren von Metallen verwendet werden. Für Kunststoffe sind sie nicht geeignet, da sie zu aggressiv sind und auch
Kunststoffteile auflösen können.
Die Nitro-Lacke bestehen aus einer Kombination von Nitrozellulose und Alkydharzen. Sie werden überall dort
verarbeitet, wo einerseits sehr schnelle Trocknung verlangt und andererseits auf Glanz und Wetterbeständigkeit
Wert gelegt wird. Die Trocknung erfolgt durch Verdunsten der Lösungsmittel. Durch scharf wirkende Lösungsmittel
ist der Lackfilm wieder löslich. Die Lackierung mit Nitro-Lacken ist nicht sehr belastbar. Ältere Märklin Modelle
wurden mit Nitro-Lacken farbrikmäßig bemalt.
Polymerisathharzlacke, Polyurethanlacke (DD-Lacke), Epoxidharzlacke und Polyesterlacke sind Zweikomponentenlacke
auf der Basis verschiedener Kunstharze. Sie sind für unterschiedliche und höchste Ansprüche wegen
ihrer Säurefestigkeit, Hitzebeständigkeit, Stoß-, Schlag- und Abriebfestigkeit geeignet. Die
Inhaltsstoffe sind leider teilweise sehr giftig. Für den Hobbymodellbahnbauer nicht interessant.
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Acrylharzlacke gehören zu Gruppe der Kunstharzlacke. „Acrylharze“ ist der Sammelbegriff für
verschiedene Kunstharze, von denen sicherlich der bekannteste „Plexiglas“ ist. Bei den Acrylharzlacken
werden die Harze mit speziellen Zusätzen zu Lacken verarbeitet, so dass sie mit Wasser verdünnbar sind.
Acryllacke gehören zu den schadstoffarmen Lacken, da sie nur bis zu 10 Prozent organische Lösemittel
enthalten. Da Acryllackoberflächen von ihrer Belastbarkeit her den Alkydharzlackoberflächen fast
ebenbürtig sind, setzen sie sich auch wegen ihrer Schadstoffarmut immer mehr durch. Für alle
farbigen Lackierungen gibt es die RAL-Farbtonkarte. Als Acryllack können die Acrylharze entweder
in Lösemitteln gelöst oder in Wasser dispergiert (fein verteilt) sein. Acryllacke auf Wasserbasis
sind weniger gesundheitsschädigend. Acrylfarbe entwickelt beim Trocknen einen leichten
Glanz und es kann so ein plastischen Effekt erzielt werden. Nach dem Trocknen ist die
Farbe wasser- und abriebfest und je nach Verdünnung entsprechend deckend. Sie eignet sich somit vor allem
für die farbliche Gestaltung von Bausätzen, die aus natürlichen Werkstoffen wie Holz oder Pappe bestehen, oder
bei denen ein Material in seiner Struktur (zum Beispiel Holz) imitiert werden soll.
Aber auch Zinkdruckgussmodelle können mit Acryllack lackiert werden. Der Vorteil von Acryllacken besteht
auch darin, dass sie meistens keine starke Geruchsentwicklung aufweisen. Mit den wasserlöslichen Acrylfarben
lässt sich ein großes Farbspektrum, vor allem dort, wo es auf eine authentische Farbgestaltung, etwa bei Dioramen,
ankommt abdecken.
Der PUR-Lack - Diese Polyurethan-Decklacke werden auch als Desmophen-Desmodur-Lacke,
kurz „DD-Lacke“ bezeichnet. Sie sind durch ihre Härte besonders beständig gegen Wasser,
Chemikalien und Lösungsmittel. Außerdem zeichnen sich diese Lacke durch große Fülle und Glanz,
sowie durch gute Haftfestigkeit auf sämtlichen Untergründen aus. Polyurethan-Lacke sind besonders
für den Schiffsmodellbaubereich geeignet, da sie unempfindlich gegen Feuchte sind. Für den
Modellbahnbereich sieht der Verfasser keine große Bedeutung. Polyurethane können je nach Herstellung
hart und spröde, aber auch weich und elastisch sein. Besonders die Elastomere weisen eine
vergleichsweise hohe Reißfestigkeit auf. In aufgeschäumter Form ist Polyurethan als dauerelastischer
Weichschaum (z.B. für Sportschuhsohlen) oder als harter Montageschaum bekannt.
Die Epoxy-Lacke zeichnen sich durch schnelle Trocknung, sehr gute Haftfestigkeit,
Härte und Elastizität aus. Außerdem durch sehr gute Beständigkeit gegen Chemikalien und Lösungsmittel
in der Dauerbelastung. Die Epoxy-Lacke können in hohen Schichtdicken aufgetragen werden, sind besonders
abriebfest und bieten einen ausgezeichneten Korrosionsschutz.
Die Chlorkautschuk-Lacke - Chlorkautschuk ist eine nicht ganz exakte Bezeichnung hierfür, weil
es sich bei dieser Art von Polymeren um thermoplastische Materialien und nicht wie der Name vermuten
lässt, um Elastomere handelt. Diese Lacke sind extrem wasser-, chemikalien- und wetterbeständig. Das
gilt besonders für beanspruchte Lackierungen, die Dauerbelastungen durch Wasser und Chemikalien ausgesetzt
sind. Auch gegen Laugen und Säuren sind Chlorkautschuk-Lacke weitgehend beständig. Sie trocknen mit
Hochglanz ab und sind glanzbeständig. Die Härte und Elastizität ist sehr gut.
Eisenglimmer-Lacke sind für die Anwendung im Modelleisenbahnbereich nicht interessant. Sie dienen
vor allem dem Korrosionsschutz. Im Metallbau sind sie unverzichtbar.
Die Kunstharz-Lacke gehören zur Gruppe der Kunstharzfarben. Sie sind die am häufigsten verwendeten
Lacke bei den Modellbahnern. Sie werden auch als Alkydharzlacke bezeichnet und sind für Modellbaumaterialien
wie Kunststoffe (Polystyrol), jede Art von Metallen, Gips, Holz und Porzellan geeignet. Ein sehr reichhaltiges
Angebot matter, seidenmatter und glänzender Farbtöne deckt das komplette Modellbauspektrum
ab. Die Verarbeitung der Farben mit dem Pinsel oder mit der Spritzpistole stellt keine besonderen Anforderungen
an den Modellbahner.
Dispersionsfarbe sind im Handel in Plastikflaschen bzw Plastikeimer zu bekommen. Die Grundfarbe ist weiß.
Durch Zumischen von sog. Abtönfarbe (wird in Plastikflaschen verkauft) kann jeder Farbton gemischt werden.
Dispersionsfarbe lässt sich wie Plakafarbe verwenden. Man nutzt Dispersionsfarbe vor allem bei der Landschaftsgestaltung
zum Einfärben von Gips, Vogelsand und stark verdünnt zum Bemalen von Gipsteilen, Wasserflächen, Ackerflächen etc.
Übrigens: Latexfarbe ist eine Sonderform der Dispersionsfarbe. Dispersionsfarben eignen sich für Gebäude. Da die Konsistenz
relativ dickflüssig ist, lassen sich dadurch mit Auftupfen auch sehr gute Putzstrukturen an den Fassaden der Modellgebäude nachbilden.
Dispersionsfarben und die dazugehörigen Abtönfarben sind in allen Baumärkten zu bekommen.
Plakafarbe ist eine Kaseinfarbe, die in nicht allzu vielen Farbtönen und ohne große Brillianz
in Gläsern oder Dosen gekauft werden kann. Sie lässt sich allerdings mit Gouache und Tempera abtönen,
womit man eine etwas breitere Farbskala erreicht. Als stark deckende Farbe ist sie nach dem Trocknen
wasserfest aber nicht abriebfest. Auf der Modellbahn wird sie am häufigsten zum Bemalen von kleinen
Flächen und Landschaftselementen genutzt. Eigentlich für den Modellbahner uninteressant.
Trockenfarben sind pulverförmige Farbpigmente mit Füllstoffen. Direkt aus dem Glas mit einem
Pinsel verarbeitet, sind sie bestens für die Landschaftsgestaltung geeignet. Nach dem Farbauftrag benötigen
sie allerdings einen Schutzauftrag mit Klarlack oder eine spezielle Fixierung, damit sie vom Objekt nicht mehr abgeht.
Trockenfarben sind vor altem für das Altern bzw. Weathern von Loks, Wagen und Häusern sehr gut geeignet.
Alkoholfarben sind wegen ihrer feinen Pigmentierung und dem flüchtigen Lösungsmittel Alkohol sehr gut
geeignet für hauchdünne, hochdeckende Farbaufträge. Eine sehr kurze Trocknungsphase (Staubtrocken in zwei
bis fünf Minuten) ermöglicht eine staubfreie Lackierung, die vor allem bei Loks und Wagen wichtig ist.
Für die Lackierung von Kunststoffmodellen mit den amerikanischen „Floquil-Farben“ sollte ein spezieller
Schutzgrund benutzt werden, da einige Zusatzstoffe die meist aus Polystyrol bestehenden Modelle
anlösen.
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